Brunnen – einst Wasserquelle der Anwohner, heute Zierde der Gemeinde und Tummelplatz für Kinder
Beim Sternenplatz fand in September 2024 die Vernissage der neuen Dauerausstellung zum Thema Wasser statt. An diesem zentralen Ort in der Gemeinde, früher der Hauptplatz, befand sich der Brügglerbrunnen. Man kann sich vorstellen, wie sich hier die Menschen trafen, um Wasser zu holen, das Vieh zu tränken und sich auszutauschen. Der Dorfbrunnen war Treffpunkt für Klatsch und Tratsch.
Die Nutzung des Brunnenwassers wurde im 19. Jahrhundert in Brunnengenossenschaften geregelt.
Die ersten Statuten zum Brügglerbrunnen datieren von 1866. Die den Brunnen speisende Quelle befand sich am Chrämerhoger. Der Brunnen muss aber schon länger bestanden haben, denn Holzleitungen, sogenannte Teuchel, führten damals bereits vom Chrämerhoger zum Brunnen auf dem Hauptplatz. Irgendwo ist die Rede von 1814.
Die Statuten enthalten die Liste mit Unterschrift aller 21 Erstunterzeichner, mit Namen, Beruf und Haus-Nummer. Auf einer Karte von vor 1850 sind die Häuser mit den Hausummern eingezeichnet. So lässt sich heute noch ablesen wer wo gelebt hat. Das Nutzungsrecht war auf dem Haus. Es ging beim Hausverkauf auf den neuen Besitzer über. Ein Nutzungsrecht kostete damals Fr. 10.—.
Alle Brunnengenossen und Haushaltungen mussten für die Unterhaltskosten aufkommen und Frondienst leisten.
Hauptplatz vor 1900 mit Brügglerbrunnen
Die Unterhaltsarbeiten wurden vom aus der Versammlung gewählten Brunnenmeister ausgeführt. Zu seinen Aufgaben gehörte die Reinigung des Brunnens im Sommer 2 x wöchentlich, im Winter 1 x wöchentlich + Eis entfernen.
Jeder bezahlte 1866 für die ersten 2 Jahre 60 ct. dem Brunnenmeister, 1924 werden es Fr. 1.—pro Jahr sein.
Reinhaltung des Wassers war das oberste Gebot. Im Trog durfte nicht gewaschen oder Tiergeschirr geschwellt werden. Pferde und Rindvieh mit bespanntem Wagen zum Brunnen zu führen war ebenso verboten und wurde gebüsst wie das Fernbleiben an den Versammlungen oder Fehlen beim Frondienst. Die Bussen wurden in den Statuten festgehalten.
Die Brunnengenossenschafter hatten sehr unregelmässig Zusammenkünfte, je nach anfallenden Aufgaben und Problemen. Im Protokollbuch wurden die Begebenheiten aus dem laufenden Betrieb festgehalten. Immer wieder tauchen die gleichen Probleme auf, Verunreinigungen, Verstopfung des Abflusses oder zu wenig Wasser, nicht bezahlen von Bussen, einmal wurde sogar die Brunnenröhre gestohlen.
Bereits 1870 wurde dem Antrag auf Ersetzen der Holzleitungen durch eiserne stattgegeben. Die Finanzierung der Fr. 180.—erfolgte mit freiwilligen Beiträgen. z.B. bezahlte die Seidenweberei Näf Fr. 50.—daran. 570 Fuss mit einem Durchmesser von 13 Zoll wurden umgehend in Fronarbeit eingebaut.
Die Quelle muss sehr ergiebig gewesen sein, denn im wasserarmen Sommer 1928 kamen die Leute aus der Bahnhofregion zum Wasserholen. Dieser Dorfteil war damals bereits der WVA angeschlossen.
Ab 1925 führte die Gesundheitsbehörde Kontrollen durch und machte Auflagen an den Betrieb.
Jahre später übernahm die WVA die Wartung.
Mit den Jahren verlor der Brunnen an Bedeutung. Alle Häuser hatten fliessendes Wasser von der WVA.
Das führte dazu, dass 1968 bei der Sanierung der Sternenbrücke die Mitarbeiter des Tiefbauamtes den Brunnen als baufällig einstuften und das überflüssige Ding entsorgten. Daraus ergab sich ein langes politisches Nachspiel. 1984 erst konnte ein neuer Brunnen an den Obfelder Steinbildhauer Werner Nydegger in Auftrag gegeben werden. Anfangs Dezember desselben Jahres wurde der Sternenbrunnen eingeweiht. Bezahlt hat das Kantonale Tiefbauamt. Der Brunnen ist aus Muschel-Sandstein.
Die Geschichte der Wassernutzung in Affoltern wird in einer neuen Ausstellung im Ortsmuseum aufgezeigt. Da können die Protokollbücher von den zwei dem Museum bekannten Brunnengenossenschaften, dem Brügglerbrunnen und der vom Unterdorf in Zwillikon eingesehen werden.
Sternenbrunnen Jahr 2024