Aus dem Museum

OVA: die Apfelberge von Affoltern am Albis

Vor 110 Jahren wurde im Restaurant Löwen der Grundstein für die Interessensgemeinschaft gelegt, die Mosterei- und Obstexport Genossenschaft des Bezirks Affoltern. Vor 20 Jahren blieb nur noch der Gang zum Konkursamt.

Man roch es je näher man Richtung Bahnhof kam und man sah es auf der Strasse, die vielen Traktore mit Anhänger, die ihre Äpfel zur OVA brachten. Ein süsslicher Duft lag in der Luft und man wusste, nun ist Herbst.

Ansicht der Mosterei von 1935

Engagierte Bauern aus dem Landwirtschaftlichen Bezirksverein Affoltern  beschlossen die Bildung einer Kommission mit dem Auftrag es sei die Errichtung einer Genossenschaftsmosterei anzustreben. Im März 1911, also vor 110 Jahren, lag der Statutenentwurf vor, innert zwei Monaten zeichneten 210 Mitglieder Anteilscheine, was zur Gründung im Januar 1912 führte. Sie trug den stolzen Namen Mosterei- und Obstexport Genossenschaft des Bezirkes Affoltern. Weitsichtig  entschied man sich für den Bauplatz gleich beim Bahnhof im Hinblick auf einen eventuellen späteren Bahnanschluss. Im Mai 1912 wurde das Baugespann aufgestellt, am 9. Juni wurden die Bauarbeiten vergeben am 11. desselben Monats begannen diese am 20. September  konnte die Genossenschaft zum ersten Mal mosten. Innert drei Monaten wurde das Gebäude, das eine Breite von 16 m, eine Länge von 25 m  und eine Kellerhöhe von 5 m und eine Pressraumhöhe von ebenfalls 5 m Höhe aufweisen sollte, gebaut.

OVA Briefkopf 

In dieser Zeit wurde ebenfalls der ganze Betrieb auf die Beine gestellt,  Pressen, die Obstmühle Lagerfässer und vieles mehr angeschafft, das notwendige Personal rekrutiert, das da war als ständiger Arbeiter ausser dem Geschäftsführer ein Bürogehilfe, ein Küfer und ein Hilfsarbeiter und über den Herbst 6 – 8 Arbeiter. Alles über diese erstaunliche Leistung lässt sich in einer Broschüre zum 75 jährigen Jubiläum der OVA nachlesen.

Im Museum sind zusätzlich zur ständigen OVA- Ausstellung, Werbemittel und Etiketten aus vergangener Zeit zu sehen. Dazu gibt es Most.

Äpfel bereit zur Verarbeitung 1981

Kunstprojekt von Yves Netzhammer – 
Kunst und Bau Intervention für das OVA-Areal

Die Visitenkarte der OVA Getränke: Die Flaschenetikette
Von bekannten Grafikern wie Celestino Piatti und Rolf Gfeller liess die OVA Etiketten und Werbeplakate entwerfen für ihre Produkte.

Im Jahresbericht der OVA von 1950 wird auf die Veränderung des Publikumsgeschmackes hingewiesen. Die OVA war dem Wandel des Marktes ausgesetzt, den andere Produzenten mit grossen Kampagnen für Kunstgetränke ausübten. Dies zwang sie zu reagieren.

Kreiert wurde das Getränk „Ormella“ 1950. Geworben wurde für ein naturreines Fruchtsaftgetränk, hergestellt aus einheimischen Kernobstsäften mit Frucht- und Pflanzenextrakten.

1950 liess sie Werbemittel für „Ormella“ entwerfen und startete eine breit angelegt Kampagne. Aus einem Inventar von Januar 1952 ist ersichtlich, dass verschieden grosse Plakate in deutsch, französisch und italienisch in grossen Mengen in Auftrag gegeben worden sind. Der Bestand der Grossplakate betrug in deutsch immer noch 3150. Zu diesem Getränk gab es Prospekte, Trinkbecher und Tischkarten.

Die Grafik stammte vom bekannten Plakatkunstgrafiker Rolf Gfeller. Er entwarf für die OVA Logos für Cassinette, Merlino, Urhell Apfelsaft und Malti.

Später wurde die blaue Etikette mit dem Blütenzweig von der Giraffe abgelöst, was sicher besser zum Getränk passte, das eher dem Geschmack der Kinder entsprach.

Die Ausstellung weckte bei vielen Besucherinnen und Besuchern im Museum am ersten Oktoberwochenende Erinnerungen an die Giraffe auf dem Etikett eines Getränkes.

Ormella Etikette von Rolf Gfeller 

Cassinette
Cassinette ist ein Getränk aus schwarzen Johannisbeeren, erstmals produziert in der OVA 1956. Die Früchte wurden aus dem Burgund importiert. Die neu gekaufte Vakuum-Presse ermöglichte das Abpressen der Beeren unter Luftausschluss. Dieses Verfahren verhinderte die Oxidation des Saftes und gewährleistete die Erhaltung des kostbaren Vitamin C. Mit diesem Vitamin C wurde auch geworben. Ein anderes Plakat trug die den Slogan: Neue Spannkraft durch Vitamin C.

Diese spezielle Presse war die erste und einzige, die zu diesem Zeitpunkt gebaut worden war. Das ist ein Zeichen für die Innovationskraft des Betriebes und der notwendigen Suche nach immer neuen Produkten um konkurrenzfähig auf dem Markt zu bleiben.

Diese drei  bunten Vögel waren Werbeträger für Cassinette, ein weiteres Fruchtgetränk aus den 50er Jahren…

Die Entwürfe stammen von den bekannten Schweizer Grafikern Celestino Piatti und Rolf Gfeller

Die OVA konnte für die Grafik ihrer Produkte bekannte Künstler gewinnen. Celestino Piatti und Rolf Gfeller haben das Design der bunten Vögel entwickelt. Rolf Gfeller mit dem eher grafischen Vogel die Etiketten und Plakate, Celestino Piatti mit einem lebendig gestalteten Vogel ein frühes Plakat. Die Originale dieser Entwürfe sind, neben vielen andern Werbemitteln der OVA, im Museum zu sehen.

Der Lebensmittelhandel  ist in den 60er Jahren im Umbruch. Die Lebensdauer der einzelnen Produkte wird immer kürzer. Es  finden viele Fusionen im Getränkehandel statt. 1967 etabliert sich der erste Discounter in Zürich und damit änderte sich der Handel.

Was i wett isch Cassinette, Plakat von Celestino Piatti