Bild oben: Hochzeit aus der Zeit nach 1900. Geheiratet wurde in Schwarz, häufig trug die Braut dazu einen weissen Schleier
Die Idee die Ehe mit Gefühlen und Liebe zu koppeln, setzte sich erst im 20. Jahrhundert voll umfänglich durch. Bis weit ins 18. Jahrhundert diente in den aristokratischen und begüterten Familien die Ehe dazu, den Besitz zu bewahren und zu vergrössern. In bäuerlichen Regionen sowie der Bevölkerung aus der städtischen Unterschicht war es häufig eine Not- oder Zwangsgemeinschaft, geprägt durch die gemeinsame Erarbeitung des täglichen Bedarfes. Das aufstrebende Bürgertum in der Romantik brachte dann die Liebesheirat ins Spiel.

Hochzeitskleid von 1908 wurde mit schwarzem Hut getragen. Die Hochzeitshaube aus dem 18. Jahrhundert ist typisch für die Ämtler, siehe Bild mit Brautpaar aus dem Säuliamt. Leihgabe des Dorfmuseums Maschwanden.
Im Aufbruch der 68er Jahre war die Heirat nicht mehr zwingend notwendig für das Zusammenleben. Ebenso wurde die Diskriminierung der ledigen Mütter mit dem neuen Kindsrecht 1978 etwas entschärft. Die Konventionen sind aufgebrochen. Alles ist nun möglich. Von den einen wird der Traumtag aufwendig gestaltet, sie scheuen keine Kosten und lassen sich von Hochzeitsplanern beraten. Andere heiraten klamm heimlich und überraschen die Familie gerade noch mit einer Karte oder einem Whatsapp. Ausgeschlachtet werden Beziehungsgeschichten von in der Regenbogenpresse vom ersten Kuss bis hin zur Kampfscheidung.
Zum Heiraten gehörte eine Aussteuer. Es war bis weit ins 20. Jahrhundert üblich, dass junge Frauen bis zum Zeitpunkt ihrer Heirat eine Grundausstattung mit in den zukünftigen Haushalt brachte. Diese bestand aus Heimtextilien, Essgeschirren und anderen im Haushalt benötigten Gegenständen. Unter Aussteuer können sich die jüngeren Generationen kaum mehr etwas vorstellen. Häufig besteht bereits ein gemeinsamer Haushalt bei der Heirat oder es bestehen zwei Haushalte, die dann zusammengelegt werden. Der sogenannte Wunschzettel zur Hochzeit enthält nicht mehr Gläser, Küchenmaschinen, Geschirr und Putzkessel. Heute wünschen sich Paare zb. Geld für eine Reise. Junge Menschen können sich auch nicht mehr vorstellen, wie wenig Freude es früher bereitete, wenn Mädchen zu Weihnachten und zum Geburtstag von den Grosseltern einen Silberlöffel oder Gabel geschenkt bekamen um dann mit 20 ein ganzes Besteck für die Aussteuer zu besitzen. Wie beneideten sie die Knaben! Und das war in den1940er und 50er Jahren noch üblich.

Zur Hochzeit gehört auch die Aussteuer: Bett- Küchen- und Badwäsche, ganz früher selbst gewoben und genäht, später als die industrielle Produktion von Aussteuerwäsche einsetzte und günstig in Warenhäusern zu kaufen war, wurde diese noch von Hand mit Monogramm versehen.
In einem im Museum vorhandenen Tagebuch von 1931 aus Affoltern lesen wir folgendes: Der kurze Vermerk des Bräutigams: 16.Juli 1931: Bei Möbel-Hurst in Zürich Aussteuer gekauft (Fr. 3’800.–) Und die Braut: (Sie hat die Arbeit vier Monate vor der Heirat aufgegeben) „Nach dem Austritt aus dem Frauenverein kehrte ich in mein Elternhaus im Vild zurück um meine Aussteuer zu nähen.“ (Anmerk. Sie arbeitete im Restaurant des Frauenvereins „Karl der Grosse“ in Zürich) „Unsere Möbel waren von Hurst. Sie kosteten 3’815 Franken. Ich habe daran tausend Franken bezahlt und hatte noch fünfhundert übrig. Den Rest musste mein Mann bezahlen. Die Wäsche und Kleider kosteten auch viel und wurden selbstverständlich von mir bezahlt.“ Die Ausstellung „Hochzeit“ stiess auf reges Interesse und das Museum hat neue interessante Objekte und Dokumente erhalten.